- GOLF TIME 1/2012
“Momentum Ausrüstung”
Analysiert von Heinz Fehring
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Manchmal übe ich nicht mit meinen eigenen Schlägern. Und bin überrascht, wie unterschiedlich der fremde Schläger sich auswirkt. Da sind die Schaftlänge, Flexibilität des Schaftes, Gewicht des Kopfes oder das Gesamtgewicht des Schlägers, der Kick-Point im Schaft, eine sensible oder verzeihende Schlagfläche, ein großer oder kleiner Schlägerkopf.
Also: Da sind einfach Unterschiede, die wir für uns nutzen können. Allerdings steht da unser erstaunlich fein reagierendes Gefühl im Weg. So könnte die verzeihende Schlagfläche uns gar zur Schlampigkeit im Schwung erziehen und damit unsere Entwicklung hemmen. Wir fühlen auch weniger, wo wir wirklich getroffen haben und die feinen automatischen Korrekturen unseres Körpers haben nicht mehr die Möglichkeit der Justierung. Aber der Ball fliegt. Auch wenn er unsauber getroffen wurde. Die größte Wandlung im Lauf der Jahre, abgesehen vom Ball, hat der Putter durchgemacht. Als Karsten Solheim Ende der 60er Jahre seinen Ping Putter vorstellte, erntete er Gespött vonseiten der etablierten Golfer. Aber um den Ball nur noch „ins Loch zu schubsen“, erwies er sich als überlegen und startete seinen Siegeszug.
Die Entwicklung des Balles hat dazu geführt, dass die Golfer mit hoher Schlägerkopfgeschwindigkeit im Vorteil sind. Besonders die hochklassigen 3-Piece-Bälle können vom Hobby-Golfer nicht komprimiert werden und daher auch gar nicht so weit fliegen wie beim Top-Spieler.
Fazit: Mit der passenden Ausrüstung ist Golf leichter geworden – für den schwachen wie auch für den guten Spieler. Allerdings wird der Entwicklungsdrang der Firmen gebremst. Sowohl der R&A wie die USGA steuern die Entwicklung mit – zum Wohl des Golfspiels. So ist die Diskussion, den Ball für die Pros im Flug zu verkürzen, vom Tisch, ebenso das Verbot des langen Putters. Die Square-Grooves wurden zu Recht aus dem Spiel genommen, denn sie halfen bei Schlägen aus höherem Gras und belohnten ungenaue Drives.
Wir haben heute mehr denn je die Möglichkeit, unsere Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Außerdem gibt es noch den Pro, der unsere Irrwege zu vermeiden versteht. Auch macht es Spaß, unter seiner Anleitung neue Geräte zu testen. Aber: Vor allem dem eigenen Gefühl muss man vertrauen. Allerdings habe ich oft gehört, „für mein Können ist dieser Schläger gut genug“.
Daran stimmt nur eines: So gut die Schläger auch angepasst sein mögen, sie müssen immer noch geschwungen werden.
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- GOLF TIME 8/2011
“Die Entwicklung eines Spitzengolfers ist ein ständiger Zick-Zack-Kurs”
Analysiert von Heinz Fehring
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Die ideale Entwicklung zeigt zielgerichtet nach vorne – oder besser nach oben. Eine Grafik würde dennoch einen Zick-Zack-Kurs zeigen. Denn Nichts in unserer Sphäre bewegt sich ständig in eine Richtung. So wird auch die Entwicklung eines Golfers nicht ganz gradlinig verlaufen können.
Aber sich nicht weiter zu entwickeln, also zu verändern, bedeutet für ihn die Gefahr, von den anderen überholt zu werden. Andererseits beinhaltet Veränderung anfangs Verunsicherung. Die heutigen Golfplätze mit ihren ondulierten, gewundenen Grüns und extremen Fahnenpositionen verlangen vom Top-Golfer die ganze Palette der Schläge, wenn er seine Möglichkeiten voll ausschöpfen möchte. Den Ballflug kontrolliert variieren kann man aber nur, wenn der Grundschwung neutral ist, er also weder zum Fade noch zum Draw neigt. Aber diesen Spieler gibt es nur selten. Jeder der Top-Spieler hat eine natürliche Tendenz: Fade oder Draw. Sein Schwunggefühl ist davon geprägt. Das gilt für den ganzen Schläger-Satz – vom Driver bis zum Putter. Das heißt, er sieht sowohl die Flugbahn des Balles als auch die Puttlinie aus seiner Sicht, mit seinem Gefühl.
Große Spieler der Vergangenheit wie Colin Montgomerie, Arnold Palmer oder Bobby Locke sind gut damit gefahren, nicht andere Varianten anzuwenden, sondern mit ihren Möglichkeiten klarzukommen. Ich erinnere mich, dass Bobby Locke mit seinem Pullhook das fünfte Green in Wentworth West Course nicht treffen konnte, ganz bewusst immer den linken Grünbunker anspielte und auch so sein Par spielte. Ben Hogan kam erst zum Erfolg, als er seinen natürlichen Hook in einen kontrollierten Fade umwandelte. Auch Jack Nicklaus hat sein ganzes Leben lang den Fade gespielt. Sogar seine Plätze drücken diese seine Optik aus. Die Mehrzahl seiner Löcher benötigt einen Fade. Tiger Woods ist in meinen Augen derjenige, der ebenso wie Ballesteros und Faldo unglaubliche Schwungveränderungen durchlaufen hat und mit allen Schlagvarianten erfolgreich spielen konnte.
Martin Kaymers Entwicklung führte steil nach oben an die Weltspitze. In einem Tempo, das atemberaubend war. Er spielte seinen natürlichen Fade und kam damit zum Erfolg. Aber auch als Etablierter gibt es kein Zurücklehnen: So wie auch Bernhard Langer es vorgemacht hat, arbeitet er an sich weiter. Er entwickelt seinen Schwung immer mehr in eine neutrale Bewegung, eben um seinen Ballflug kontrolliert variieren zu können. Wie sein Trainer Günter Kessler mir sagte, eine kontinuierliche und vorsichtige Entwicklung zum noch Besseren. Die natürlich eine zeitweilige Verunsicherung in sich haben kann und deswegen sehr dosiert ablaufen muss. Damit der Gefühlsfaktor Schritt halten kann. Aber selbst in dieser Phase spielt Martin weiterhin vorne mit, siegte Anfang November sensationell bei der WGC-HSBC Champions.
Mir scheint, er nimmt momentan Anlauf, um zu noch größeren Erfolgen vorzustoßen. Freuen wir uns auf das, was der derzeit beste deutsche Golfer uns in Zukunft noch zeigen wird.
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- GOLF TIME 6/2011
“Sind 18 Löcher als Golfrunde noch zeitgemäß?”
Hinterfragt von Heinz Fehring
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Golf wird immer noch als ein Spiel für die Elite und die Ãlteren betrachtet. Das hängt nicht nur mit dem Geldbeutel zusammen, sondern auch damit, dass Golf vorwiegend Ãltere und besser Situierte ausüben.
Aber das wirklich exklusive am Golf ist der Zeitaufwand. Der Zeitfaktor ist die wahre große Hürde für jüngere und im Berufsleben stehende Menschen.So kam Peter Mc Evoy, britischer Ex-Amateur Champion, auf die Idee, Golfcenter anzubieten mit dem Slogan ”Golf in einer Stunde”. Also kurze Neun-Löcher-Anlagen. Aber so richtig angenommen wurde diese Idee nicht. Vor 700 Jahren spielte man Golf in St. Andrews über 22 Löcher und erst um 1600 fand man zur heute üblichen 18 Löcher-Runde. Auf den klassischen Plätzen geht es neun Löcher hinaus und neun Löcher wieder herein zum Clubhaus. Aber warum neun bzw. 18 Löcher? Nun, das mag durchaus einen mystischen Hintergrund haben, denn in der Zahlen-Symbolik bildet die Neun den Abschluss eines Zyklusses. Danach wiederholen sich die Zahlen, bewegen sich spiralenförmig nach oben. So wird ja in der Homöopathie "potenziert". Demnach wäre der Zyklus nach neun Löchern abgeschlossen. Vielleicht unterteilen wir deshalb eine Runde von 18 Löchern in zwei Mal neun, also zwei komplette Zyklen. Aber auch 18 ergibt in der Quersumme neun. Vielleicht ist es aber auch nur einfach der praktische Grund, neun Löcher hinaus zu spielen und neun Löcher herein zu spielen. Wieder sind wir bei der Neun.
Egal: 18 Löcher Golf bedeuten heute einen vollen Tag, der für andere Tätigkeiten verloren ist, sei es Familie, Beruf oder andere Hobbys. Ich meine: Zwölf Löcher als volle Runde wären zeitgemäßer, wären gerade richtig. Neun sind meiner Meinung nach zu wenig, auch würden wir bei zwölf mit der Quersumme von drei wieder der mystischen Ordnung entsprechen (siehe Zahlensymbolik, Kabbala, Goethes Farbenlehre, Dreieinigkeit etc.). Natürlich ist da auch die lieb gewordene Tradition, die allen Veränderungen im Wege steht. Immerhin konnte sich der DGV dazu durchringen, inzwischen Vorgaben auch über nur neun Löcher erspielen zu können.
Wenn wir an die erste Liga bzw. die Tour denken, dann werden dort Wettspiele über 72 Löcher ausgetragen - und schon wieder haben wir den abgeschlossenen Zyklus in der Quersumme - die Neun. Also gibt es ihn doch, den mystischen Hintergrund. Jedenfalls enden diese Turniere sehr häufig in einem Stechen, und dann wird der Sieger paradoxerweise oft nach nur einem einzigen gespielten Loch ermittelt. Demnach würde ebenso gut auch nur ein Loch statt neun, 18 oder 36 Löcher ausreichen, um den Sieger zu ermitteln. Aber irgendwie besticht die Meinung, dass, je mehr Runden gespielt werden, desto sicherer auch der Beste als Sieger hervorgehen wird.
Ach, wissen Sie was? Je mehr ich darüber nachdenke: Lassen wir es doch lieber so, wie es ist.
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- GOLF TIME 4/2011
“Die Ryder-Cup-Vergabe 2018”
Analysiert von Heinz Fehring
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Das drittgrößte Sportereignis der Welt bei uns im Lande? Warum denn nicht? Wir hatten bereits die Olympischen Spiele und auch die Fußballweltmeisterschaft, so würden wir auch den Ryder Cup ausrichten können.
Bisher vergab das Komitee ihn nur an die sogenannten Golfnationen, bei denen natürlich auch das öffentliche Interesse entsprechend vorhanden ist. Wir müssen zugeben, dass ihn aus unserer Gruppe von 600.000 Golfern nur ein kleiner Anteil bisher überhaupt wahrgenommen und verfolgt hat. Von diesen hört und liest man, dass, wenn der Cup hier ausgetragen werden würde, Golf in unserem Lande einen gewaltigen Schritt voran käme.
Was ist damit gemeint? Würden dann mehr Menschen Golf spielen wollen? Würde golfen preiswerterwerden? Würden die Kommunen öffentliche Plätze schaffen? Würden die Behörden die Genehmigungsverfahren vereinfachen und damit preiswerter gestalten? Würden unsere Runden weniger Zeit in Anspruch nehmen? Würde es familienfreundlicher werden? Könnten auch unsere Kinder und Hunde mit dabei sein? Oder würde es so sportlich werden, dass die Älteren, von denen es momentan getragen wird, ins Abseits gerieten? Aber vielleicht gelänge es auch, diese unterschiedlichen Gruppen in den Clubs nebeneinander zu bedienen?
Nun, dieser Katalog ließe sich ohne Weiteres fortsetzen, aber wir können auch sagen, dass wir ihn sogar verdient haben – den Ryder Cup. Schließlich sponsern einige unserer Firmen bedeutende Wettspiele der Europäischen und auch der US Tour und pumpen damit Millionen in diesen Bereich, in der Hoffnung, dass es sich für sie auszahlen wird. Wir hatten mit Bernhard Langer als Teilnehmer und als Kapitän einen wundervollen Botschafter und vielleicht gelingt es uns sogar, wenn DGV und PGA endlich konsequent an einem Strang ziehen, bis 2018 einen neuen oder sogar mehrere Weltklassespieler heranzubilden.
Ich als Deutscher möchte ihn hier ausgetragen sehen, es wäre eine Freude, ein Privileg und eine Ehre. Aber ich weiß, was in anderen Ländern, also der Konkurrenz, vorbereitet wird und kann nur raten, unsere Energie nicht in kleinlichen internen Angelegenheiten zu verbrauchen. Eben wie beim Golfschlag.
Also, Franz, der Fußballer, würde sagen: „Schaun mer mal, dann sehn mers schon“, ob er zu uns kommt, der Ryder Cup.
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- GOLF TIME 1/2011
“Start in die neue Saison”
Analysiert von Heinz Fehring
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Ein Anfang zeichnet sich aus durch außergewöhnliche Energie. Und: Jeder Anfang hat natürlich auch ein Ende. Oder sagen wir besser: Ein Ziel. Der Wunsch, dieses Ziel zu erreichen, verleiht ungeahnte Energie. Ist sozusagen seine Bestimmung. Ein Anfang ohne Ziel hat wenig Sinn.
Nun sind ja Anfänge nicht in sich alleine zu sehen, sondern in Verbindung zu uns. Wir bestimmen, ob wir etwas anfangen oder nicht. Also nutzen wir die Energie des Anfangs, die eigentlich aus dem Ziel kommt, und bringen unsere eigene hinzu. In Form von Begeisterung, Freude an der Sache und dem Willen, das Ziel zu erreichen. Es gibt aber auch den Neuanfang. Den Neuanfang als neuen Anfang, der sehr viel Energie in sich haben kann, aber auch schwer belastet. Belastet durch das, was war. Der Entschluss, etwas neu anzufangen, entsteht nur, wenn ein Ziel nicht erreicht wurde, oder ganz offensichtlich ist, dass der Ist-Zustand absolut unbefriedigend ist.
Die Top-Tour-Pros spielen fast regelmäßig nach einem verpatzten Loch als Nächstes ein Birdie. Sie erlauben nicht, dass sich die Runde dreht. Sie beginnen sofort mit dem Neuanfang.
Wann wir etwas abschließen, um dann neu zu beginnen, bestimmen wir natürlich selbst. Nach jedem gespielten Schlag, nach einem verpatzten Loch, nach verhauten neun Löchern, nach achtzehn Löchern oder nach einer ganzen Saison. Dem Hobbygolfer gelingt es nur schwer, nach jedem Schlag neu anzufangen. Aber nun beginnen wir eine neue Golfsaison. Gleichgültig, ob Sie schon im Süden waren, es ist ein Neuanfang. Zum Neuanfang gehört der Vorsatz. Es ist wie zu Silvester: Viele fassen Vorsätze. Vorsätze verhalten sich aber wie Raketen – der Schub darf nicht abreißen. Sonst kehren sie um und enden da, wo sie abgefeuert wurden.
Vorsätze haben ihren Stolz. Sie wollen nicht verraten werden. Sonst schlagen sie zurück – unerbittlich. Auch ist es besser, die Vorsätze für sich zu behalten. Bestensfalls dürfen diese Vorsätze nur Wohlgesinnte kennen. Nicht für den Fall, dass man sie wieder aufgibt, sondern weil jeder Zweifel sie schwächt. Besonders der von außen kommende. Aber von außen kommende Ermutigung durch Wohlgesinnte stärkt und hilft, führt Energie zu. Wir kennen dieses vom Heimspiel in der Fußball-Bundesliga. Die Gastspieler spüren ganz real den Widerstand des Publikums, gegen den sie anzukämpfen haben.
Wenn wir einen Vorsatz wieder fallen lassen und beim alten Trott gelandet sind, erkennen wir vielleicht, dass das alte Klischee gar nicht mehr das ist, was es einmal war. Aber wenn wir uns darin wohl fühlen, dann kann es auch ein guter Vorsatz sein, einfach so weiter zu machen wie gehabt.
Also gehen wir sie an, die neue Saison, vielleicht mit einem neuen Anfang. Nur sollten Sie nicht vergessen – die Energie schöpfen wir aus unserem Ziel.
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